Es gibt unterschiedlichste Arten, die Welt auf Reisen wahrzunehmen. Nach Reiseführer Sehenswürdigkeiten abarbeiten. Sich mit dem Strom -oder dagegen- treiben lassen. In der Gruppe einem Ortskundigen mit Fähnchen folgen. Jeder hat sicher seine ganz eigene Form, und ich würde keine davon besser oder schlechter nennen. All diese Arten der Wahrnehmung im Neuen, haben ihre Berechtigung und sind abhängig von den Persönlichkeiten, dem Ziel und unterschiedlichsten Umständen.
Ich habe mir für diesen Sommerurlaub vorgenommen, auf das Unscheinbare zu achten. Denkmäler nach denen keiner schaut, Inschriften die bereits vergilbt sind, Stolpersteine die es immer Wert sind, beachtet zu werden. Den alltäglichen Unauffälligkeiten will ich bewusst Raum geben.
Heute war ich mit dem Fahrrad unterwegs und mir ist der Straßenname aufgefallen, an dem unser Campingplatz liegt. Ob der Mensch, dessen Einfall dieser Name war, sich über die Hintergründe wohl Gedanken gemacht hat? Kennt jemand in Deutschland die Glocke, wenn er die neue Strasse nach einem gewissen Schiller benennt? Kannte der Schöpfer der Lungomare Dante Alighieri das Zitat: „Lasciate ogni speranza, voi ch’intrate“? Zu Deutsch:
„Ihr, die ihr hier eintretet, lasset alle Hoffnung fahren.“
Es soll ja Eltern geben, die dieses Zitat an die Tür ihrer Pubertierenden Ableger schreiben; aber warum nur heißt eine Straße nach dem Dichter, die eher paradiesische Elemente mitbringt? Das Zitat stammt aus Dantes „Göttlicher Komödie“ und steht über dem Tor zur Hölle, das Dante gemeinsam mit dem römischen Dichter Vergil durchschreitet. Die Inschrift soll den Verdammten klarmachen, dass es für sie keine Hoffnung mehr auf Erlösung gibt – ihr Schicksal ist endgültig.
Ich bin froh, dass ich Theologen wie Moltmann und Tersteegen gelesen habe, die die biblische Höllenlehre und damit verbundene Hoffnungslosigkeit anders beantwortet haben. Mit fällt dazu ein Bibelvers ein, der mich ins hier und jetzt holt, denn der Campingplatz an der Lungomare Dante Alighieri ist wunderbar! Bereits im Alten Testament bei Jeremia 29,11 wird ausgeführt, dass Gottes Plan für uns Zukunft und Hoffnung ist, nicht Verlorenheit – das Gegenteil von Dantes „Tor zur Hölle“.
„Denn ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der HERR: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung.“