Reisen holt einen in jeglicher Art aus der persönlichen Komfortzone. Das ging schon heute morgen während der Busfahrt nach Innsbruck los. Der „Lenker“, wie man diese Berufsgruppe in Österreich nennt, begrüßte uns mit dem Charme einer belgischen Bulldogge. Als wir dann im hinteren Teil des Busses einen Platz fanden, konnte ich mir einen internen Kommentar über das Erlebte, gegenüber der Gattin nicht verkneifen.
Prompt dreht sich ein Einheimischer um, Typ „Sozialpädagoge“, supernett, und erzählte uns warum der Eindruck zwar nicht von der Hand zu weisen ist, gleichzeitig warb er aber um Verständnis. Die Alpenrepublik mach derzeit offensichtlich eine ähnlich neoliberale Wandlung durch, wie auch andere Länder in Westeuropa. Es bleiben viele Menschen aus der potentiellen Mittelschicht auf der Strecke, weil sie Mieten, Lebensmittel und ähnliches kaum noch bestreiten können. Beim Blick auf die Supermarktpreise wundert mich dies gar nicht. Ein durchschnittliches Marmeladenglas kostet rund 6 Euronen und ein einfaches Brötchen ist kaum unter einem Euro zu bekommen. Das Immobilienbüro im Zentrum von Innsbruck vermietet eine Dreizimmerwohnung für sagenhaft 1800 Euro Kaltmiete! Im Grunde Schweizer Preise, bei Deutschen Lohnverhältnissen. Das man da schon mal grantig wird, kann ich verstehen.
Dann sitze ich am Inn und lassen die fluide Installation der vorbei wabernden Masse auf mich wirken, als von halb rechts zwei Pekinesen ziemlich unfreundlich knurren. Mit dem Frauchen komme ich ins Gespräch und Sie erzählt mir zunächst die Lebensgeschichte Ihrer Hunde und verwebt ganz geschickt noch die eigene damit. Spannend, einfach nur zuzuhören!
Zurück auf dem Campingplatz der nächste Antagonist. Auf dem Platz gibt es volkstümliche Unterhaltung mit Schuhplattler und allem was hier so dazu gehört. Letzte Woche auf dem Campingplatz in San Remo lief an der Stelle noch Partymusik. Was für ein Kontrastprogramm. Vielleicht ist es genau das, was einen solchen Urlaub so besonders macht, man entfernt sich aus seiner persönlichen Blase und lernt dabei wirklich viel über Menschen, denen man sonst im Alltag kaum begegnet. Fazit für heute: Innsbruck hat was!