Wir waren heute in Oostende. Eine wirklich sehenswerte Stadt. Das Lebensgefühl hat etwas maritim – entspanntes. Die Menschen sind freundlich und zugewandt. Eine der Haupt-Highlights ist die Sint-Petrus-en-Pauluskerk, gleich beim Hafen. Deren Platz im Stadtbild ist für mich eine Metapher für Gottes Platz im Leben. Die Kirche wird hinter den nächsten Ecken gar nicht erwartet. Sie ist einfach freundlich da, wenn man sie braucht. So ist es doch mit Gott auch. Gott drängt sich nicht auf, ist aber da, wenn ich ihn brauche. Zu der Kirche habe ich eine Geschichte gefunden, die es sich lohnt einfach mal nachzuerzählen.
Viel Spaß beim lesen!

Der Matrose betrat die Kirche zum ersten Mal an einem stürmischen Abend. Die Tür schwang schwer auf, der Wind drückte Regen durch die Ritzen. Drinnen: Stille. Nur das Tropfen seiner Jacke auf den Steinboden war zu hören. Heute Nacht sollte sein Schiff nach Übersee ablegen. Er wusste nicht warum aber irgend etwas hat ihn hier her gezogen. Vielleicht hat ihm der Gedanke an die stürmische See Angst gemacht, obwohl er schon sein halbes Leben zur See fuhr.
Die St.-Peter-und-Paul-Kirche in Oostende wirkte größer, als er erwartet hatte. Kalt, gewaltig, mit Fenstern, die selbst bei wenig Licht zu leuchten schienen. Besonders das eine über dem Altar. Eine Frau mit Krone. Ihr Blick war nicht erhaben – sondern erschöpft. Fast traurig. „Königin Marie Henriette“, sagte eine Stimme hinter ihm. Er drehte sich um. Ein älterer Mann, vermutlich der Küster, stand da, einen Besen in der Hand.
Seine Stimme klang ruhig, fast beiläufig. „Das Fenster wurde nach ihrem Tod eingesetzt. Ihr Mann ließ es machen. Der König. Sie war oft allein, obwohl sie die Königin war.“ Der Matrose nickte nur. Die Kirche steht direkt in der Nähe des Hafens. Viele Seeleute kommen, so wie er, hierher zum Gebet, bevor sie in See stechen. So wurde die Kirche über Jahrzehnte hinweg zu einem Ort hanseatischer Hoffnung. Heute hatte sie ihn berührt.
Gott drängt sich nicht auf, ist aber da, wenn ich ihn brauche!