Gleich hier um die Ecke, steht die Karlskirche. Sie ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Zum einen wurde sie von Graf Karl Joseph von Thurn und Valsassina gebaut, weil er eine schwere Krankheit, die eigentlich unheilbar erschien, überlebte. In dieser Zeit der Not wandte er sich im Gebet an den heiligen Karl Borromäus und versprach, im Falle seiner Genesung eine Kirche zu Ehren des Heiligen zu errichte
Zum zweiten steht sie direkt an der Autobahn, weshalb ein zuständiger Bischof auch feststellt: Dies ist die schönste Autobahnkirche!
Verwaltet wird die Kirche heute vom Servitenorden.
Dieser Orden wurde auf dem Monte Senario bei Florenz gegründet, dies zu einer Zeit, als die Stadt auf dem Höhepunkt der Renaissance vom schnöden Mammon beherrscht wurde. Der Reichtum und die Macht waren zum Maßstab für Erfolg geworden, und die Seele der Stadt schien in den Hintergrund zu treten – irgendwie alles schon mal da gewesen!
Inmitten dieses Überflusses entstand eine kleine, aber entschlossene Gruppe von Serviten, die das Treiben um sie herum mit Sorge betrachteten. Sie sahen, wie sich die Werte der Gesellschaft verschoben hatten, wie das Streben nach Reichtum die Spiritualität verdrängte. Sie beschlossen, ein Leben des Gebets, der Einfachheit und der Hingabe an Gott zu führen. Sie wollten ein lebendiges Beispiel dafür sein, dass es im Leben um mehr geht als um Geld und Besitz.
Ihr Weg führte sie schließlich nach Volders, weit entfernt vom Trubel und den Verlockungen der großen Städte. Dort, in der ruhigen Landschaft Tirols, fanden sie einen Ort, an dem sie ihre Vision verwirklichen konnten. Die Karlskirche, die bereits ein Symbol des Glaubens war, wurde ihr neues Zuhause. Hier konnten sie in Abgeschiedenheit leben, fernab von den weltlichen Zwängen, die sie in Florenz hinter sich gelassen hatten.
Sie sahen sich als eine Art Gegenbewegung zu den vorherrschenden Werten ihrer Zeit, und diese Mission führte sie bis in die Gegenwart. Während die Welt um sie herum sich weiterentwickelte, oft getrieben von wirtschaftlichen Interessen und materiellem Streben, blieben sie ihrer Berufung treu. Ihre Tage waren von Gebet, Meditation und der Pflege der Kirche geprägt. Sie boten Pilgern und Besuchern nicht nur einen Ort der Stille, sondern auch eine Alternative zur hektischen, oft oberflächlichen Welt draußen. Die folgender Feststellung einer Schwester wurde zum Leitsatz des Ordens und war der Rahmen Ihres Handelns:
„Geld mag die Welt bewegen, aber es ist die Liebe, die die Seele erhebt.“