Es ist ein verlängertes Wochenende und wir sind mit Ludwig in Ostfriesland. Genauer gesagt in Leer. Sehr zu empfehlen! Die Anfahrt war eigentlich unspektakulär, Stau war immer nur auf der anderen Seite und das Verkehrsaufkommen hielt sich für ein verlängertes Wochenende im Rahmen.
Und dann passierte doch noch das Ereignis des Tages. Ich fahre in Leer auf eine Engstelle zu. Zwei Autos passen wirklich nicht durch. Ich nehme zu spät war, dass ich einen ROTEN Pfeil habe und fahre rein. Als ich merke, dass mir ein Auto entgegen kommt, bleibe ich stehen und will eigentlich zurück setzen. Der Entgegenkommende kann allerdings nicht warten, fährt weiter und schrabbt ganz leicht mit seinem Außenspiegel an Ludwig entlang. Ich öffne das Fenster und hören den Fahrer durch das geöffnete Fenster rufen: „Hei, du hast mir meine Vorfahrt gestohlen“ Während ich aussteige und schaue, fährt das Auto davon. Ich lasse es dabei, da ich den Streifen bereits mit dem Taschentuch entfernen kann. Dann denke ich nochmal darüber nach. Was für ein Satz!
Hei, du hast mir meine Vorfahrt gestohlen
Ich frage mich immer, warum so viele Zeitgenossen im Straßenverkehr so sehr auf Ihre Vorfahrt pochen. Die Feststellung, es können sich hier um einen Diebstahl handeln, lässt das alles in einem ganz neuen Gedanken erscheinen. Für mich war Vorfahrt bisher lediglich eine Regel um mit andern Verkehrsteilnehmern klar zu kommen. Wenn allerdings die Vorfahrt gleichbedeutend ist mit einem Eigentum, dass man stehlen kann, dann wundert mich gar nichts mehr. Also, ich habe jetzt ein Vorfahrt hier dabei, die mir irgendwie nicht gehört. Die Gemahlin schlug vor, sie morgen ins Fundbüro zu bringen. Was der Beamte wohl denkt, wenn ich eine unrechtmäßig erworbene Vorfahrt abgeben will? Ich denke er wird seiner Kollegin sagen:
Erbarme, die Hesse komme!