Beim heutigen Spaziergang durch Harderwijk stelle ich mir vor, ich würde ein Buch als Holland-Krimi schreiben. Der Ort, den ich vor Augen habe, sähe genau so aus wie Harderwijk. Überall entdecke ich Schauplätze, die in meinem Krimi vorkommen könnten: Der alte Kahn an der Windmühle – hier ließe sich die Beute verstecken. Die Klappbrücke im Hafen – eine perfekte Kulisse für eine Verfolgungsjagd, gerade in dem Moment, wenn die Brücke hochgeht und der Verfolgte entkommt. Im Stadtpark, beobachtet von einem schwarzen Vogel, verstecken sich die Spießgesellen vor ihren Verfolgern.
Es macht mir Freude, mit solchen Gedanken durch eine Stadt zu schlendern. Während ich weitergehe, suche ich nach Themen zu meinen Ideen und stoße auf eine geeignete Geschichte: Im 19. Jahrhundert trug Harderwijk den Spitznamen „Sodom und Gomorra der Veluwe“.
Offenbar gab es damals eine ungewöhnlich hohe Zahl an Kneipen, Tavernen und ein wildes Nachtleben rund um das Depot. Viele Seeleute kamen in die Stadt und gaben ihre Heuer schnell für Vergnügungen aller Art aus. Die Moralvorstellungen der Zeit sahen darin den Verfall der öffentlichen Sitten. Mit staatlichen Eingriffen versuchte man, der Lage Herr zu werden – ob das tatsächlich gelang, konnte ich nicht herausfinden.
Heute wirkt die Stadt friedlich; von Sodom und Gomorra ist nicht mehr viel übrig.
Aber gerade diese Gedanken haben meinen Blick auf Harderwijk verändert – und meine Lust, einen Krimi zu schreiben, noch verstärkt. Mal sehen, was daraus wird.