Der letzte Auftrag von Titus Müller
Kaum eine Lektüre hat mich in den letzten Jahren mehr gefesselt, als die ersten beiden Bände der Spionagetrilogie um die Agentin Ria Nachtmann. Kurz noch etwas zum Thema Sprache: Es wird in allen drei Bücher nicht spürbar gegendert, was ich doppelt positiv empfinde. Zum einen aus ästhetischen Gründen und zum zweiten hätte ich dann nie dieses wunderbare Werk gefunden.
Doch jetzt zum Roman selbst.
Nachdem ich die ersten beiden Romane, die in den Jahren 1961 beziehungsweise 1973 spielten, verschlungen habe, kam dieses Jahr als Abschluss der dritte Band heraus, der im Jahr 1989 spielte, rund um die Ereignisse des Mauerfalls. Erschienen ist er am elften Mai diesen Jahres. Seit dem lag er zu Hause und wurde als diesjährige Urlaubslektüre bewusst nicht angefasst. Solcherlei ist bei dem Werk wirklich ein unfassbare Leistung, denn wie die beiden ersten Bände hat Titus Müller ein Werk geschaffen, dessen Kraft fesselt und nicht mehr los lässt, bis zur letzten Seite. Gut erkennbar wird das für mich an einem Merkmal. Der Autor erstellt immer wieder Fäden, verknüpfte sie, lässt sie kurz los und spinnt dann später wieder daran. Ich gebe es zu, ich habe hier und da die Übersicht verloren. Bei jedem anderen Autor hätte ich es vermutlich weg gelegt. Nicht hier!
Nachdem ich mit dem lesen fertig bin kann ich sagen, zum Schluss fügt sich alles! Es lohnt sich, denn es gibt zahllose Gründe dieses Werk nicht mehr aus der Hand zu legen. Zum einen die Sprache, so lebensnah ohne trivial zu werden, können es nur ganz wenige. Die Ereignisse, hervorragend recherchiert, für Menschen wie mich, die gerade das Jahr 1989 auf beiden Seiten des eisernen Vorhangs intensiv miterlebt habe, ein echtes Déjà-vu-Erlebnis.
Die Empathie, der Autor schafft es, ohne zu verklären auch die Gedanken von Stasi und KGB Mitarbeitern so nahe zu bringen, dass sie menschliche Züge zeigen. Die Unmenschlichkeit des Systems ist trotzdem mit jedem Buchstaben spürbar und auch die Eigenverantwortung der handelnden Personen schwingt angemessen mit.
Zum Schluss noch, mir haben die vielen alten Begriff gefallen, die damals in der DDR üblich waren und heute langsam in Vergessenheit geraten. Schön ist auch hier wieder, es wird auf die bekannten Begriffe wie Broiler und Kettwurst, die mittlerweile in jeder Quizshow einen Platz haben verzichtet. Meine beiden Favoriten im Buch sind: „Junker“, die von Kommunisten so verhassten Rittergutsbesitzer des preußischen Adels. Dann die „Bunte Katze“, eine Schichtpfanne aus Kartoffeln und Schweinefleisch.
Der letzte Auftrag von Titus Müller -396 Seiten- Prädikat 5 Sterne, unbedingt lesenswert!