Im vergangenen Jahr kam die Gattin eines Abends von der Arbeit nach Hause und erzählte mir, dass Sarah Brendel jetzt auch ein Buch geschrieben hat. Sarah … wer? Ich wusste bis zu dem Zeitpunkt nicht, muss ich gestehen, wer sich hinter diesem Namen verbirgt (was für eine Bildungslücke).
Da ich aber ein mitunter spontaner Zeitgenosse bin, fand ich im Netz den Tourplan und orderte zwei Karten für die Lesung in Wienhausen – Lüneburger Heide.
Gestern Abend war es dann so weit, und ich muss sagen, hier haben sich auch die mehr als 300 Kilometer Anreise wirklich gelohnt. Das war keine Lesung, das war ein Gesamtkunstwerk. Sarah arbeitet an dem Abend zwei Pole menschlichen Seins heraus, die nicht nur die Autorin, sondern auch das Publikum kollektiv mit Tränen um Fassung ringen lässt. Einerseits zeigt sie mit ihrer ganzen Person unser aller Zerbrechlichkeit, andererseits liest und singt sie präzise wie ein Schweizer Uhrwerk. Ihre Stimme hat eine Kraft, eine Ruhe, ein abholendes Ganze, dass einem der Atem stockt. Und zwischen diesen beiden Polen hat sie auch noch eine Botschaft: Sarah liest über eine schwere Kindheit, über Eltern, die mit ihrer persönlichen Fragilität ringen, bis hin zu aktuellen Themen, die sie und uns alle bewegen. Von Gefängnisbesuchen in Deutschland, Afrika und anderswo, von ihrem Engagement in Flüchtlingscamps, von ihren Erlebnissen mit Obdachlosen am Bahnhof. Man fragt sich: Woher nimmt die Frau ihre Kraft? Und auch diese Antwort bleibt sie natürlich nicht schuldig: Aus einem unfassbaren Glauben! Die Menschenfreundlichkeit der Botschaft Jesu zeigt sich auf eine Weise, die ganz sicher jeden der Anwesenden tief bewegt. Mich hat besonders die Geschichte berührt, als sie voller Lampenfieber bei einem Nachwuchswettbewerb zitternd auf die Bühne geht. Der Satz dazu aus ihrem Buch schwingt bei mir immer noch nach:
Ich fühlte mich so schwach, und als ich zu singen begann, war ich auf einmal mit meinem Kopf im Himmel.“
Mir bleibt das Blut in den Adern stehen, als sie diesen Satz liest – Worte, zum Heulen schön! Was bleibt für mich von diesem Abend? Ich habe vor kurzem einen Text gelesen, in dem erläutert wurde, dass Glaube nicht theologisch im Kopf stecken bleiben darf, sondern dass er herunterrutschen muss, direkt ins Herz. Genau so einen Glauben habe ich gestern Abend erlebt: Einen Glauben, der die Herzen der Zuschauer flutet, welch ein Geschenk! Ich winke nochmal und sage: „Vielen Dank, Sarah, und Gott mit dir!“
Hier noch der Link zu Sarahs Homepage, dort finden sich die aktuellen Termine ihrer Lesung.